Notbetreuung an Schulen und Kindergärten ein offener Brief

Man stelle sich also vor, da sind nun fünf Kinder pro Gruppe plus ein bis zwei Betreuungspersonen für 8 Stunden zusammen, immer schön mit zwei Meter Abstand.
Spielplätze sind zu, in vielen Nachmittagsbetreuungen der freiwilligen Ganztagsschulen gibt es keine Möglichkeit eine Sporthalle zu betreten.

Ich kenne eine Betreuung, dort sind die Fenster blind und nach Norden ausgerichtet, die Wände sind dazu teilweise in einem freundlichen 80er Jahre dunkelbraun gehalten, um das Bild abzurunden sind fussangenehme beigebraune Nullachtfünfzehn Fliesen auf dem Boden und die Fensterrahmen in dunkelgrün…..so sieht heut kein Menschenaffenhaus mehr in irgend nem deutschen Zoo aus. Zu recht.
Das Ministerium findet es gut so und meinte, es gäbe noch wesentlich schlimmere Räumlichkeiten für die Kinderbetreuung im Saarland….

Nun sollen also die Kinder dort von 8- 16 Uhr notbetreut werden. Die Kinder SOLLEN NICHT! miteinander spielen und den Sicherheitsabstand einhalten, dafür habe ich zu sorgen, als Betreuerin. Wo ist meine Peitsche und der Dompteurstock?
Die Notbetreuung soll nun auch zunehmend für Kinder aus prekären Familienverhältnissen geöffnet werden.
Es soll kein Essen angeboten werden……für Grundschüler…….dürfen sie sich was mitbringen, wird ihnen jemand etwas zu essen mitgeben für die nächsten 8 Stunden?
Was? zur Hölle soll man täglich 8 Stunden mit Kindern, die einen Mindestabstand einhalten sollen und nicht miteinander spielen dürfen, tun??? In einer Umgebung, die dazu angetan ist nach 10 Minuten Depressionen und Albträume zu verursachen?

Es ist traurig! Und es macht traurig.

Wir öffnen Designoutletcenter und verbieten Kindern miteinander zu spielen, müssen sie aber Notbetreuen weil Eltern überfordert sind und/oder arbeiten gehen müssen.

Liebe Eltern, liebes Ministerium für Bildung, liebe Psychologen, liebe Pädagogen,

DAS GEHT NICHT!!!!
Lasst eure Kinder zuhause wenn es nur irgendwie geht, die Notbetreuung ist eine Gefahr für die Seele eurer Kinder! Selbst bei einer schöneren Umgebung. Kinder werden traurig werden, sie werden Depressionen bekommen……natürlich kann ich mir jeden Tag etwas zur Beschäftigung ausdenken, aber die beste Beschäftigung wird auf Dauer nichts an dem Bedürfnis nach Spiel, nach dem Spiel mit gleichaltrige oder anderen Kindern ändern. Es ist ein elementares Bedürfnis von Kindern, über das Spiel lernt der Mensch seit Urzeiten. Und kein Erwachsener kann dem Kind ein Kind ersetzen!

Nein, ich habe keine Lösung. Ich weiß nur, so geht es nicht.

Vielleicht müssen wir als Gesellschaft ein Elternteil voll bezahlen, damit die Kinderbetreuung gesichert ist. Vielleicht dürfen sich immer zwei Familien die Betreuung ihrer Kinder teilen für die nächsten Monate, so dass gesichert wird, das Kinder ihr Grundrecht auf das Spielen mit anderen Kindern haben dürfen.

Ich wundere mich, dass kein Lehrer sagt, das geht nicht, kein Pädagoge, kein Psychologe, die sich momentan ja so gern über die Folgen äußern……bitte teilt meine Gedanken, findet sie gut oder schlecht. Aber fragt euch, wie es euch ergangen wäre, als Kind……es ist mehr als eine Zumutung, es ist UNMENSCHLICH.
Ich schreiben dies für alle Kindergartenkinder, für alle Schulkinder, für alle Jugendlichen.